Dienstag, 9. November 2004

Strandliebe

Es gibt sie... die Liebesgeschichten wie im Kino, auch wenn ich es nie geglaubt habe. Und wie es aussieht, bin ich eine der Hauptbeteiligten ;-)

In der letzten Oktoberwoche bin ich mit meiner Mutter in die Türkei geflogen. Sie brauchte dringend Urlaub, und mein Vater wollte sie nicht allein fliegen lassen. Also hab ich ein Schnäppchen gesucht und wir landeten in einer Ferienalge in der Nähe vom Kemer. Absolut wunderschön von der Lage, aber das Essen war greulich. Daher war ich gottfroh, dass sich die gebuchte Woche dem Ende nährte...Allerdings hatte ich die Rechnung ohne Mutter gemacht, die unbedingt verlängern wollte, weil das Wetter so schön war (jeden Tag über 30 Grad). Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen....

Am Gleichen Tag war Schichtwechsel bei der Handtuchausgabe, die auch in der Hand der Animateure war. An diesem Morgen war statt der üblichen muffigen Russin (kann mal jemand schönen Frauen sagen, dass schlechte Laune ziemlich hässlich macht?), war ein fröhlicher junger Türke da, der gleich aus der Hütte kam, um sich mir und meiner Mutter vorzustellen. Ich dachte nur "Was für ein süßer Knopf", damit war für mich das Thema erledigt. Dieser süße Knopf, versuchte nun jedes Mal, wenn ich mein Handtuch holte oder brachte, mir etwas türkisch beizubringen... Meistens hab ich nur etwas hilflos gelächelt, türkisch ist nicht gerade eine Sprache, die mir leicht fällt.

4 Tage vor meiner Abreise fragte er mich, ob ich nach Schichtende (habt ihr ne Ahnung, was für beschi....ene Arbeitszeiten Animateure haben?), mit ihm spazieren gehen würde. Natürlich hab ich abgelehnt, ich kenne ja schließlich die Geschichten von Urlaubsabenteuern und hatte nicht vor, eine weitere Markierung auf irgendeiner Abschussliste zu werden.

Am späten Nachmittag bin ich mit meiner Mutter wieder zur Handtuchabgabe und saß er wieder. Mit einem Dolmetscher. Klasse. Keines meiner Argumente ließ er gelten, weder den Altersunterschied noch dass Überangebot an weiblichen Verehrerinnen. Nachdem er bei mir nicht weiterkam, begann er, meine Mutter zu bearbeiten. Die sagte irgendwann, "In Gottes Namen sag ja, damit wir endlich ins Zimmer kommen.", allerdings mit eine ziemlich breiten Grinsen. Den ganzen Abend hab ich mich gewappnet, ihm ziemlich energisch nach 30 min. Spaziergang Tschüs zu sagen.

Zum Verabredeten Termin tauchte er pünktlich auf.... und ihr werdet es nicht glauben, mit Anstandswauwau! Ich hab gedacht, mich knutscht ein Pferd. Ich kenne die Sitte, einen kleinen Verwandten zum Spaziergang mit der Holden mitzubringen, aus Bosnien (da hab ich Verwandtschaft). Damit dokumentiert der Mann seine ehrenhaften Absichten. Der Bambino war übrigens auch der Dolmetscher für die richtig wichtigen Teile der Unterhaltung. Er erzählte mir alles über sich und seine Familie, fragte, ob ich mir vorstellen könne, in der Türkei zu leben, und machte mir dann einen ernsthaften Antrag. Nu wird der Leser, der mich auch persönlich kennt (sind ja einige), wissen, dass _diese_ Nuss verdammt schwer zu knacken ist. Da ich meine Kleidergröße und mein Alter kenne, dachte ich, der will mich veräppeln. Also fragte ich, warum er auf mich verfallen ist (hab ich schon seinen weiblichen Fanclub erwähnt?). Seine Antwort: er hat mich einmal Lächeln gesehen und das hätte ihn so gefangen genommen, dass er mir die ganze Woche hinterher gestiefelt ist, um mich zu beobachten und eine Gelegenheit zum Ansprechen zu finden. Und ob ich nicht wüsste, dass ich wunderschön wäre? Hrmmmmm.... Klar, ich kauf ja auch Gebrauchtwagen auf dem Bazar, dachte ich nur, ganz in meiner sehr charmanten Art. Also sagte ich, dass er mich nicht kennt, und ob er da nicht ein wenig voreilig wäre. (Es soll keiner sagen, ich hab mich nicht gewehrt ;-) ) An dieser Stelle meinte Anstandswauwau, er müsse jetzt heim, seine Mutter warte auf Ihn (der kleine Schlingel, war aber noch später als ich daheim, und ich hatte Ärger mit seiner Mutter). Also sind der hartnäckige Verehrer und ich am Strand zurück zum Hotel gegangen... Natürlich hat er versucht mich zu küssen, *selbstverständlich* hab ich "Nein" gesagt. Beim 2. Versuch hab ich ihm gedroht, ihm beim 3. Mal zu beißen (bin ich nicht anständig? *augenroll* ), und bin ganz beleidigte Unschuld zurück zum Hotel gestapft.

Am nächsten Morgen ging ich zusammen mit meiner Mutter zu den Handtüchern, da hockte ein kleines unrasiertes ziemlich schweigsames Häufchen Elend in der Hütte, dass fiel sogar meiner Mutter auf. Ich für meinen Teil sonnte mich den ganzen Vormittag in meiner Standhaftigkeit ("Mich verarscht keiner") und -ich gebe es ungern zu- ziemlich selbstgerechter guter Laune. Irgendwann gegen Mittag musste ich zur Toilette... und wem lauf ich da über den Weg? Ihm. Er schaute mich mit großen blauen Hundeaugen an, und fragte mich, ob ich ihn denn wirklich überhaupt mich mögen würde. "Nein" wäre gelogen gewesen, also sagte ich, "Ja, ich mag dich, aber ich gehöre nicht zu den Frauen, die im Urlaub Affären anfangen. Wenn du Sex willst, such dir ne andere". Ich glaub, den Schluss hat er nicht mehr so genau mitbekommen, er lief nämlich mit einem lauten Jubeln weg und rannte dabei 2 Urlauber um....

Und dann sah ich ihn den ganzen Tag nicht mehr, abends nur kurz... Und ganz in meiner üblichen "dieweltistschlechtundichsteckmittenddrin"- Art ging ich um 21.00 Uhr ins Bett. Die Nacht hab ich damit verbracht, meinem verlorenen Stolz, meiner Blödheit und diversen anderen unangenehmen Eigenschaften zu huldigen. Unnötig zu sagen, dass ich nicht geschlafen habe....

Am Nächsten Morgen, musste meine Mutter die Handtücher holen, aber mein Versteckspiel war unnötig, er war nicht da...

*lach* Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich an diesem Vormittag keine besonders angenehme Gesellschaft war. Meine Mutter sagte immer wieder, ich soll ihn fragen, was los wäre, aber ich maulte nur rum. (Hab ich schon erwähnt, dass meine schlechte Laune ganze Ortschaften zerstören kann? ;-) ) Der aufmerksame Leser hat sicher schon gemerkt., schneller als ich, dass ich ziemlich verknallt war.

Irgendwann mal am späten Nachmittag lief er am Strand entlang und meine Mutter ruft ihn einfach!!! Ich hätte sie töten können.... Er kommt zu uns, meine Mutter fragt: "was ist mit dir los?" Er schaute mich nur wieder mit diesem Hundeblick an und bat mich leise um meine Adresse.... Meine Mutter sagte nur "Gib sie ihm, oder ich leg dich übers knie". Und dann fragte er mich, ob ich mich noch mal nach der Arbeit mit Ihm treffen würde... Und ich hab ja gesagt. Und wieder rannte er mit Jubelschreien über den Strand. Meine Mutter fragte: "was ist denn jetzt los" und grinste nur, als ich ihr sagte, dass ich ja gesagt habe....

Nach dem Abendessen hatte er eine Viertelstunde zeit, mit uns einen kaffeetrinken zugehen und dann musste er wieder arbeiten.

Um 0.30 Uhr konnten wie uns wieder treffen.... und wir sind 2 Stunden lang wie die Monchichis spazieren gelaufen, er sang mir Liebeslieder vor und bettelte immer wieder, ich solle am nächsten Tag nicht fahren, ich soll noch bleiben... Und ganz ehrlich, wenn ich auch nur ein bisschen Geld gehabt hätte, ich wäre geblieben...

Am nächsten Morgen, wieder eine Nacht ohne Schlaf für uns beide, musste ich Abschied nehmen... Er saß wieder in dieser blöden Hütte, schaute mich mit Tränen in den Augen an und bat mich zu bleiben... Und das erste Mal in meinem Leben musste ich einen Mann trösten, nicht umgekehrt. Meine Mutter sagte, sie habe noch nie einen so traurigen Menschen wie ihn gesehen....

Und ich kam nach hause, dass immer mein Lieblingsplatz war, und fühlte mich plötzlich nicht mehr daheim. Alles war mir mit einem Mal fremd. Jetzt weiß ich, warum es heißt, "Home is, where the Heart is"...

Dann hörte ich eine Woche lang nichts von ihm. Komischerweise war ich nicht beunruhigt oder so... Gestern hab ich ihn endlich erreicht, er war auf dem Weg zu seinen Eltern. Er hatte paar mal versucht, mich anzurufen und hat die blöde 0 in der Vorwahl immer mitgewählt. Ich soll so schnell wie möglich kommen, am besten für immer.

*lächel* ich hoffe, dass ich bis Weihnachten das Geld für den Flug beisammen hab, damit wir uns erst mal richtig kennen lernen können, aber ganz ehrlich: ich würde meinen Hund nehmen, und ohne Bedauern alles hinter mir lassen....


Zum ersten Mal in meinem Leben tut Verliebtsein nicht weh... und wenn er mich anschaut, hab ich wirklich das Gefühl, dass alles gut werden kann. Er hält mich fest, und ich habe das Gefühl, dass ich niemals fallen könnte....

Klar, ich weiß, dass bit-nationale Beziehungen schwierig sind, dass er jünger ist als ich und einen Job hat, bei dem er ständig von bikini-schönheiten umgeben ist.... aber selbst wenn es gnadenlos in die Hose geht, diese ersten tage bzw. Nächte, die kann mir keiner nehmen. Und diese Gefühl, am Ende der Sehnsucht und der Angst zu sein.

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